Aufruf zum Rheinmetall entwaffnen-Camp: 1. bis 9. September 2019

Die Kriege, die auf der Welt toben, sind für die meisten Menschen hierzulande weit entfernt. Oft sind sie mehr Information oder Geschichte denn Wirklichkeit – auch wenn diese Kriege noch so mörderisch oder aktuell sein mögen.

Für die Menschen an anderen Orten ist Krieg jedoch blutiger Alltag: Für die Zivilist_innen im Jemen, deren Städte bombardiert werden. Deren Schulbusse gesprengt werden. Deren Kinder zu Tausenden verhungern. Oder für die kurdischen Revolutionär_innen im nordsyrischen Rojava, die seit vielen Jahren im Schatten von Erdogans Panzern und Bomben leben müssen – und deren Leben in diesen Tagen von einem erneuten Einmarsch der türkischen NATO-Armee abermals akut bedroht sind.

Der deutsche Großkonzern Rheinmetall sieht diese Kriege indes weder als abstrakt noch lebensbedrohlich – sondern als Business: Die Mark-83-Bomben, die saudische Kampfjets im Jemen auf Dörfer und Hochzeitsgesellschaften werfen? Rheinmetall-Produkte, an denen der Konzern jährlich 100 Millionen Euro verdient. Die Kanonenrohre, mit denen Erdogans Panzer unsere kurdischen Genoss_innen ermorden? Produkte von Rheinmetall. Das Tränengas, mit dem das Regime Bahrains die Opposition des Landes erstickt? Für Rheinmetall ein gutes Geschäft. Militärfahrzeuge, Überwachungssysteme und Abschottungsanlagen, mit denen nordafrikanische Staaten im Auftrag der EU erschöpfte Flüchtlinge aufspüren, angreifen und aussperren? Rheinmetall liefert. Panzerwagen, mit denen deutsche Bullen antifaschistische Demos attackieren? Schützenpanzer für Indonesien? Kriegs-U-Boote für das überschuldete Griechenland? Maschinengewehre für die ehemalige Militärjunta in Argentinien oder für das Apartheidregime Südafrikas? Rheinmetall kennt keine Skrupel – und kannte sie nie.

Nicht umsonst macht dieser „global player“ Jahr für Jahr fast 4 Milliarden Euro Umsatz.

Bereits seit 130 Jahren verdienen die Kapitalist_innen hinter diesem Unternehmen nun am gewaltsamen Tod anderer Menschen. In Zeiten, wo große Unternehmen und Fabriken schließen, steigt Rheinmetalls Umsatz und die Zahl deren Mitarbeiter_innen. In einem Jahr, von 2017 bis 2018, stieg der Umsatz von 5,9 auf 6,15 Miliarden. Jedes weitere Jahr ist eins zu viel! Kritik ist nicht genug, Worte sind nicht genug. Nur unser Handeln, nur unsere Intervention kann diesen Mörder_innen das Handwerk legen. Deshalb werden wir uns auch dieses Jahr am Rheinmetall entwaffnen-Camp beteiligen. Gemeinsam mit Hunderten anderen Aktivist_innen und Genoss_innen wollen wir uns vernetzen, bilden, unseren Protest auf die Straße tragen – und: eines der zentralen Werke von Rheinmetalls Todesmaschinerie blockieren, an das sich das größte private Militär-Testgelände Europas anschließt! Je mehr wir sind, umso stärker unser Griff in ihr Getriebe, umso hörbarer unser Widerstand, umso mehr Bomben können wir verhindern.

Deshalb rufen wir euch auf: Werdet aktiv! Schließt euch der europaweiten Kampange Riseup4Rojava an! Bereits im letzten Jahr konnten mehrstündige Blockaden den Produktionsablauf stören. Seit Jahren intervenieren Aktivist_innen auf der Jahreshauptversammlung, während direkte Aktionen die Konzernzentrale treffen. Je skrupelloser ihre Geschäfte werden, umso entschlossener muss unser Widerstand sein.

Denn es ist unsere Aufgabe, die Stimmen der kurdischen Genoss_innen zu hören, die uns sagen: „Wir verurteilen die Geschäfte Rheinmetalls zutiefst. Warum? Weil der Türkische Staat diese Waffen gegen die kurdische Zivilbevölkerung, gegen Kinder, alte Männer, Großmütter, Mütter einsetzt. Weil diese Waffen unsere Wälder und Felder abbrennen. Weil ihre Bomben unsere Seen und Quellen verseuchen.“ Und es ist unsere Aufgabe diese Stimmen nicht tatenlos verhallen zu lassen.

Klar muss aber auch sein: „Der größte deutsche Waffenhersteller“ wird nicht ohne unseren Kampf von seinen Praktiken lassen. Korruption, illegale Waffenexporte, tödliche Experimente, Zwangsarbeit und das Ausnutzen aller erdenklicher rechtlicher Schlupflöcher und Grauzonen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte dieses Konzerns. Dass seine Geschäfte bei der Aufrüstung von Militaristen und Faschisten für die beiden Weltkriege mehr denn je blühten, ist kein Zufall. Ebenso wenig der Beschluss „Strategie der klaren Linie“ aus dem Jahr 2000, seit welchem der Vorstand trotz erwiesener ziviler Alternativen besonders den Waffenhandel weiter ausbaut und forciert.

Von einer Bundesregierung, die jede Kritik ignoriert, jeden Widerspruch totschweigt, jeden Rechtsverstoß des Konzerns nur achselzuckend gewähren lässt, erwarten wir nicht das Geringste, denn sie wird ihrer Rolle gemäß immer unser Feind sein. Der „Standort Deutschland“, die geliebte heimische Industrie und das umschmeichelte Kapital sind seit jeher ihre höchsten Ziele beziehungsweise engsten Partner. Wo Ex-Verteidigungsminister im Aufsichtsrat sitzen und Ex-Entwicklungshilfeminister die Cheflobbyisten geben, wird es keine Ermittlungen geben. Es ist an uns zu handeln!

Deshalb:
1. bis 9. September: #Riseup4Rojava Aktionstage in Unterlüß bei Celle in Niedersachsen
* Camp mit Workshops
* Blockadeaktion: Freitag 6. September
* Demonstration: Samstag 7. September

Rheinmetall entwaffnen!
Kapitalismus und Militarismus das Handwerk legen!
Für die Revolution!