1. Mai: Straße frei! Kein Demoverbot, keine Polizeigewalt, kein MyFest!

Für einen revolutionären 1. Mai

Kurz vor dem 1. Mai möchten die Herrschenden und die ihr unterstellte Berliner Polizei der revolutionären 1. Mai Demonstration einen Strich durch die Rechnung machen. So hat die Berliner Polizei die angemeldete Route durch den Kiez, der seit Ende der 80er Jahre stattfindenden Demonstration, untersagt. Das Berliner Verwaltungsgericht hat diese Entscheidung am heutigen Freitag kurzfristig bestätigt. Als Begründung wird genannt, dass das faktische Demonstrationsverbot durch den Kiez eine Maßnahme zum Schutz der Besucher_innen des MyFests sein soll, so dass Fluchtwege freigehalten werden können und es nicht zu panikartigen Situationen kommt. Ein solches Gefahrenpotential störte in der Vergangenheit allerdings niemanden und wirkt inszeniert!

Warum dieser Sinneswandel?

Noch vor wenigen Wochen stand auf der Kippe, dass das MyFest überhaupt stattfinden kann. Viele Kreuzberger_innen atmeten auf und erhofften sich, nun keine Urinflüsse und Müllberge durch ein Kommerzstraßenfest vor ihrer Tür zu haben. Besucher_innen des revolutionären 1. Mai und feierwütige Tourist_innen sollten vom Happening angelockt werden, um der Welt zu zeigen, dass die bestehende Wut über Verdrängung, Ausgrenzung, Ausbeutung und Unterdrückung sich umarmen lässt und so in ein Befriedungsfest transformieren lässt, dass den Interessen des herrschenden Kapitals nützt.

Mit der ursprünglich diskutierten Aberkennung des politischen Charakters des MyFests stand auch auf der Kippe, aus welchem Topf das ganze Drumherum wie z.B. Sicherheit, Dreck wegräumen und Toiletten bezahlt werden sollte. So wurde kurzerhand entschieden, dass das MyFest ein politisches Fest sei und so kann mit Steuergeldern und auf dem Rücken der Anwohner_innen der Kreuzberger „Ballermann“ wieder stattfinden.

Der Charakter des MyFests

Das MyFest wurde eigens von Senat und Politstrategen entwickelt, um die seit dem Kreuzberger Aufstand Ende der achtziger Jahre im Kiez verankerte und mit mehreren zehntausend Teilnehmer_innen frequentierte revolutionäre 1. Mai Demonstration Stück für Stück zurückzudrängen. Menschen, die nach Kreuzberg zum 1. Mai strömen, sollen in ein Sauf- und Fressgelage mit Party eingebunden werden. Sie fanden willige Sozialarbeiter_innen und zumeist junge Leute aus dem Kiez, die sich begeistern ließen, einen Tag als Security oder Organisator den Chef spielen zu dürfen. Leider verpassten diese Leute rechtzeitig zu erkennen, dass sie zu Komplizen der Berliner Polizei wurden und mittlerweile halten nur noch wenige diesen Spagat zwischen linker Kultur und Befriedungskonzept aus. Wichtige Teile des MyFest-Bündnisses lassen sich nicht mehr vor den Karren des Berliner Senats spannen.

Wir haben nichts gegen gute Laune und feiernde Menschen! Wir haben allerdings etwas gegen stupides Partygedöns und Kommerzialisierung, dass dazu beiträgt, die angestammte Bevölkerung aus unseren Kiezen zu verdrängen und rebellische und alternative Strukturen zu zerschlagen!

Aus diesem Grunde erscheint es uns wichtig, das MyFest als solches zu benennen was es ist: Eine Kommerzveranstaltung, die das Ziel verfolgt, die Massen, die am 1. Mai nach Kreuzberg strömen zu willigen Partyidioten zu machen und so den revolutionären Charakter des 1. Mai zu verdrängen.

1. Mai Straße frei!

Wir werden an der geplanten Route und dem damit verbundenen revolutionären Charakter unserer Demonstration festhalten. Die revolutionäre 1. Mai Demonstration wird von Menschen aus dem Kiez getragen und daher werden wir wie geplant und seit vielen Jahren praktiziert durch die Straßen unseres Kiezes laufen und an bedrohten alternativen Objekten  wie dem M99 oder der Köpi vorbeigehen. Weder das MyFest kann uns verdrängen noch die Berliner Polizei, die plant 6500 Einsatzkräfte in Kreuzberg einzusetzen, was einer Besatzungsarmee gleicht. Inspiriert von unseren Freund_innen und Genoss_innen aus der Türkei, die sich alljährlich in stundenlangen Auseinandersetzungen den Taksim Platz und ihre Kieze zurückerkämpfen, werden wir ebenfalls an unserer revolutionären Tradition festhalten und diese verteidigen und durchsetzen!

Achtet auf Ankündigungen, bildet Bezugsgruppen, verhaltet Euch diszipliniert und entschlossen!

Für einen revolutionären 1. Mai! Yaşasın Devrimci 1 Mayıs/./

Grenzenloser Widerstand gegen Krieg und Kapital. Für die soziale Revolution!

18.00 Uhr Oranienplatz