Krieg dem Krieg - Solidarität mit dem kurdischen Freiheitskampf

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Der türkische Staatspräsident und Faschist Erdogan droht erneut mit Krieg gegen das nordsyrische Rojava. Erneut zieht der türkische Staat Soldaten, faschistische Sondereinheiten und dschihadistische Banden unter dem Dach der „Freien Syrischen Armee“ an der Grenze zu Rojava zusammen. Erneut werden Artilleriestellungen ausgebaut, Panzer und schwere Waffen an die Grenze verlegt. Erneut warten auch dschihadistischen Banden darauf, die Menschen in Rojava zu vergewaltigen, zu foltern, und zu ermorden, ihnen schwebt nichts geringeres als die Wiedergeburt des islamistischen Kalifats vor. Erneut versucht der türkische faschistische Staat das demokratische Gesellschaftsprojekt Rojava zu zerstören und plant einen weiteren Genozid am kurdischen Volk und die Vernichtung der Vielfalt der Völker die sich in Rojava entwickelt hat. Und erneut rufen wir als radikale linke | berlin gemeinsam mit vielen anderen weltweit dazu auf, sich dieser Drohung entschieden in den Weg zu stellen.

Der Krieg in Kurdistan beginnt allerdings nicht erst mit diesem weiteren Einmarschversuch der Türkei in Nordsyrien. Er ist schon längst Alltag geworden. In den freien Bergen Südkurdistans, im Gebiet Xakurke und vielen weiteren, werden seit Jahren Angriffe gegen vermeintliche Ziele der Guerilla geflogen. Mit der 2019 gestarteten „Operation Klaue“ versucht der türkische Staat zudem nicht nur die kurdische Freiheitsbewegung zu vernichten, sondern Südkurdistan zu besetzen und seinen Osmanischen Großmachtsphantasien einen Schritt näher zu kommen. Die Auseinandersetzungen in Bakur(Südtürkei) haben ein neues Niveau erreicht, in Rojhilat (Iran) finden vermehrt Gefechte zwischen der Guerilla und den "Revolutionsgarden" statt, und in Rojava verstärken sich mit den Drohungen der Türkei die Aktivitäten der verbliebenen IS-Zellen. Täglich meldet die Guerilla erfolgreiche Aktionen gegen die türkischen Besatzungsversuche, täglich melden verdeckt operierende Einheiten aus dem besetzten Afrin Erfolge gegen die dschihadistischen Besatzer und die türkische Armee. In den Metropolen der Türkei werden Villen, Luxusyachten, oder gleich ganze Transportschiffe und Fabriken in Solidarität und im Bewusstsein des gemeinsamen Kampfes mit der kurdischen Freiheitsbewegung abgefackelt.

In Europa hingegen ist es ruhig geworden um die Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung und Rojava. Während der Krieg in Kurdistan ein entscheidendes Niveau erreicht hat, befindet sich der Großteil der deutschen Linken in der Sommerpause. Die kampagnenförmige Solidarität mit den Menschen in Kurdistan scheint nur wirklich wichtig zu sein, wenn die Angriffe der türkischen Armee es mal wieder in die sonst so kritisierten Massenmedien schaffen. Als Revolutionär*innen in Deutschland schaffen wir es noch nicht ausreichend, unsere Kämpfe gegen Faschismus, Imperialismus und Militarismus auf eine kontinuierliche und alltägliche Ebene zu heben und sie mit Kämpfen an anderen Orten dieser Welt zu verbinden.

Es reicht unserer Meinung nach nicht, all paar Monate, wenn die Drohungen des faschistischen türkischen Staates es mal wieder in die bürgerlichen Medien schaffen, zu Demos und Aktionen zu mobilisieren. Vielmehr müssen unsere Kämpfe gegen dieses System, seinen Faschismus und seine Kriege geduldig, beständig und zusammen geführt werden. Wir müssen unsere Kämpfe gegen Imperialismus, Faschismus und Krieg verbinden mit unseren Kämpfe gegen eine Stadt der Reichen, gegen patriarchale Unterdrückung, gegen ihr System der Lohnarbeit und die Zerstörung unseres Planeten.

Und die Menschen in Rojava fordern uns genau dazu auf: wirkliche Solidarität leisten wir nur, wenn wir es schaffen die Mächtigen im Herzen der Bestie herauszufordern; wenn wir es ihnen praktisch verunmöglichen, mit ihrer menschenverachtenden Politik weiterzumachen; wenn wir eine revolutionäre Bewegung in Europa aufbauen, die sich wehren und durchsetzen kann. Die aktiv in das Kriegsgeschehen eingreifen kann und damit ihre Rolle spielt. Andrea Wolf, eine der ersten Internationalistinnen, die sich der PKK anschloss und 1998 in Kurdistan gefallen ist, fasste das so zusammen: „Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe, die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen. […] Eine militante Bewegung, die die Kriegsmaschine lahmlegt.“

Dafür müssen wir unsere Kämpfe ausweiten, intensivieren und verstetigen. Im Rahmen der Kampagne fight4Afrin schrieb 2018 die „Autonome Gruppe[n] – Zelle Soledad Casilda Hernáez Vargas“: „Die Phrase der Solidarität und des gemeinsamen Kampfes wird nur dann praktisch, wenn sie sich auch in der Radikalität unserer Brüche mit den herrschenden Verhältnissen ausdrückt. Die autoritären Regime sollen den Zorn der Menschen fürchten, die Eliten Angst vor unseren Straßen haben, ihre Bullen und Materialien in Flammen aufgehen!".

Die Lösung kann also nicht sein, sich nur dem Krieg in Kurdistan entgegenzustellen. Vielmehr müssen wir einen Kampf um ein würdevolles Leben für die gesamte Menschheit führen. In unserem Bewusstsein, auf der Straße und in unseren Herzen. Wie Ali Çiçek schrieb, müssen wir dabei Aufbau und Selbstverteidigung gemeinsam denken. Und genau das geschieht in Rojava. Die Revolution in Rojava wartet nicht auf den Angriff, sie reagiert nicht bloß, sondern ist handelndes Subjekt, indem sie alle Bereiche des Lebens, sei es Wirtschaft, Gesundheit, Bildung, Kultur, Frauenfrage oder Selbstverteidigung organisiert und dabei versucht, immer größere Teile der Gesellschaft miteinzubeziehen. Wenn wir Aufbau und Selbstverteidigung gemeinsam denken und danach handeln, können wir den Kampf um Menschlichkeit, Freiheit und Würde gewinnen. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und auch etwas zu riskiere.

Die Gefallenen im Herzen.
Krieg dem Krieg. Tod dem Faschismus.
Solidarität mit Rojava - für die soziale Revolution weltweit!

radikale linke | berlin aus Rojava und Berlin, im August 2019


Wir rufen alle dazu auf, sich auf diese entscheidende Phase vorzubereiten. Dabei spielt es keine Rolle ob der Angriff auf Rojava heute, morgen oder in fünf Jahren beginnt. Sollte es zu einem erneuten Einmarschversuch in Rojava kommen rufen wir für TAG X +1 mit vielen weiteren deutschlandweit dazu auf, sich um 18:00 auf den zentralen Plätzen eurer Städte zu versammeln.

### Tag X + 1: 18:00 Oranienplatz Berlin-Kreuzberg ###

Der Krieg läuft bereits. Werden wir jetzt aktiv und bestimmen unsere Schritte selbst.
Beteiligt euch an der internationalistischen Kampagne #RiseUp4Rojava.


War against War - Solidarity with the Kurdish freedom struggle

Again the fascist Turkish  president Erdogan  threatens war against Rojava in northern Syria. And  again the Turkish state is gathering soldiers, fascist special units and jihadist gangs together under the umbrella of the "Free Syrian Army".  Artillery positions are extended again, tanks and heavy weapons are moved to the border to Rojava. Once again, jihadist gangs are waiting to rape, torture and murder the people of Rojava; they have nothing less in mind than the rebirth of the Islamist caliphate. Once again the Turkish fascist state tries to destroy the democratic social project Rojava and plans another genocide of the Kurdish people. And they try to destroy the diversity of the community that has developed in Rojava. And again, we as radikale linke | berlin call for resistance, together with many others worldwide.

However, the war in Kurdistan does not only begin with this further Turkish attempt of invasion in Northern Syria. It has already become part of the everyday life. In the free mountains of South Kurdistan, in the Xakurke area and many more, alleged targets of the guerrillas have been attacked with airstrikes for years. With the "Operation Claw" started in 2019, the Turkish state tries not only to destroy the Kurdish freedom movement, but also to occupy Southern Kurdistan and to come one step closer to its Ottoman dreams. The clashes in Bakur (South Turkey) have reached a new level, in Rojhilat (Iran) there are more and more clashes between the guerrillas and the "Revolutionary Guards", and in Rojava the activities of the remaining IS cells intensify with the threats of Turkey. Every day the guerrillas report successful actions against the Turkish occupation attempts, every day concealed units from the occupied Afrin report successes against the jihadist occupiers and the Turkish army. In the metropolises of Turkey villas, luxury yachts, or even whole cargo ships and factories are torched in solidarity and in consciousness of the common struggle with the Kurdish freedom movement.

On the other hand, in Europe, solidarity with the Kurdish freedom movement and Rojava has become quiet. While the war in Kurdistan has reached a critical level, the majority of the German left is in the summer break. The  solidarity with the people in Kurdistan only seems to be really important when the attacks of the Turkish army become attention in the often criticized mass media. As revolutionaries in Germany, we  currently do not achieve to bring the struggle against fascism, imperialism and militarism to our everyday life and connect them with struggles in other parts of the world.

It is not enough to mobilise to demonstrations and actions every few months, just when the threats of the fascist Turkish state make it into the bourgeois media. The fight against this system, this fascism and this war must be fought continuously and together. We have to connect our fights  against imperialism, fascism and war with our struggle against a city of the rich, against patriarchal oppression, against its system of wage labour and the destruction of our planet.

And the people of Rojava are asking us to do exactly that: we will only show real solidarity if we manage to challenge the forces of power in the heart of the beast; if we make it practically impossible for them to continue with their inhuman policies; if we build a revolutionary movement in Europe that can defend itself and succeed. This movement can influence the further course.  Andrea Wolf, one of the first internationalists who joined the PKK and fall in Kurdistan in 1998, summed it up as follows: "I wish there were movements in the metropolises that would attack this war and make it impossible. Just cut the supply. [...] A militant movement that paralyzes the war machine."

To achieve this, we must expand, intensify and stabilize our struggles. As part of the fight4Afrin campaign, the "Autonome Gruppe[n] – Zelle Soledad Casilda Hernáez Vargas" wrote in 2018: "The phrase of solidarity and common struggle will only become practical if it is also expressed in the radicality of our ruptures with the prevailing conditions. The authoritarian regimes should fear the anger of the people, the elites should fear our streets, their cops and materials should go up in flames!".

So the solution is not only to oppose  the war in Kurdistan. We must fight for a dignified life for all humanity. In our minds, on the street and in our hearts. As Ali Çiçek wrote, we must think together about building up and self-defence. And that is exactly what is happening in Rojava. The revolution in Rojava does not wait for the attack, it does not just react, but is an acting subject by organizing all areas of life, whether it be economy, health, education, culture, women's question or self-defence, trying to involve always wider parts of society. If we think and act in terms of building up and self-defence together, we will be succesfull in the struggle for humanity, freedom and dignity. It is worth fighting for and taking the risks.

The fallen in our heart.
War against war. Death to fascism.
Solidarity with Rojava - for the social revolution worldwide!
radikale linke | berlin aus Rojava und Berlin, im August 2019

We call on everyone to prepare for this critical phase. It does not matter if the attack on Rojava starts today, tomorrow or in five years. When it comes to a new attempt to invade Rojava, we call for DAY X +1 with many others all over Germany to gather at 18:00 on the central squares of your cities.

### Day X + 1: 18:00 Oranienplatz Berlin-Kreuzberg ###

The war has already started. Let us take action now and take our own steps.
Join the internationalist campaign #RiseUp4Rojava.