#AlleFürsKlima – Aufruf zum globalen Klimastreik

Der Klimawandel ist Realität und zwar nicht erst seitdem dieses Jahr wieder neue Hitzerekorde aufgestellt wurden. Die katastrophalen Folgen der vom Menschen verursachten Erderwärmung sind weltweit zu spüren. Hitzewellen, Waldbrände und Dürren auf der einen Seite, heftige Regenfälle, Überschwemmungen und der Anstieg des Meeresspiegels auf der anderen.
Wenn es nicht gelingt, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, wird das unumkehrbare Folgen für uns alle haben. Ein „weiter so“ kann und darf es nicht geben. Dabei sind es die Länder des globalen Südens, die am schwersten vom Klimawandel betroffen sind, während die Länder des globalen Nordens eindeutig als die Hauptverursacher des Problems benannt werden können. Denn die Industrienationen sind nicht nur für den größten Anteil klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich, sie verschärfen auch die Lage durch ihre imperiale Lebensweise, also das Leben auf Kosten der Natur und der Arbeitskräfte anderer Weltregionen.

Die nötigen Konsequenzen daraus werden jedoch nur zögerlich gezogen. Auch breite Teile der radikalen Linken haben das Thema Ökologie und Umweltschutz viel zu lang abgetan oder sogar belächelt. Auch wurde und wird zwischen Umweltbewegung und Arbeitskämpfen ein Widerspruch gesehen, da beispielsweise der Braunkohleausstieg zahlreiche Arbeitsplätze kosten würde. Doch abgesehen davon, dass es seitens der Umweltbewegung bereits gut durchdachte Konzepte gibt, um den Verlust der Arbeitsplätze zu kompensieren, müssen wir uns auch die Frage stellen, was das für Arbeitsplätze sind, die dort erhalten werden sollen.

Der Abbau von Kohle zerstört großflächig und unwiederbringlich die Natur und wirkt sich negativ auf das Grundwasser aus. Die Verfeuerung von Kohle setzt wiederum große Mengen giftiger Schadstoffe frei und gefährdet sowohl die Gesundheit der Arbeiter*innen als auch die der Bevölkerung. Allein in der EU sterben jährlich mehr als 18.000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung durch Kohleförderung und -kraftwerke. Und am Ende des Tages ist es auch die Lebensgrundlage der Arbeiter*innen die zerstört wird. Umweltschutz und Klassenkampf können und müssen daher zusammen gedacht werden.

Und wer von der Klimakrise spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen. Politisch und wirtschaftlich Verantwortliche scheinen das sogar selbst zu wissen und präsentieren als Lösung einen grünen Kapitalismus. Doch ein System, das von Konsumismus und Produktivitätswahn gekennzeichnet ist, kann niemals nachhaltig sein. Auch nicht in grün. Der im Kapitalismus eingeschriebene Wachstumsmechanismus steht im kompletten Widerspruch zu Ressourcenschonung, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Es ist außerdem naiv zu glauben, dass sich Klimawandel und soziale Ungleichheit allein durch das Fahren eines Elektroautos oder den Kauf eines Bio-Rindersteaks bekämpfen lassen.

Gleichzeitig dürfen wir jedoch nicht den Fehler begehen und Bemühungen, von Akteur*innen, die sich für eine nachhaltigere Lebensweise des Individuums einsetzen, zu diskreditieren. Genauso wie das Patriarchat nur zerschlagen werden kann, wenn individuelle Verhaltensweisen kritisch reflektiert und verändert werden, genauso kann Klima- und Umweltschutz nur durchgesetzt werden, wenn wir eigene Verhaltensweisen kritisch reflektieren und verändern. Und dazu gehört es nunmal auch Privilegien wie beispielsweise das tägliche Fleischessen, den hohen Plastikverbrauch, das Autofahren oder das Reisen mit dem Flugzeug zu hinterfragen. Es soll nicht darum gehen, individuelle Bedürfnisse zu verteufeln, sondern kollektiv daran zu arbeiten, diese Bedürfnisse zu ersetzen oder nachhaltigere Alternativen zu finden. Wenn wir ein ernsthaftes Interesse an einer gerechten Gesellschaft inklusive gerechter Ressourcennutzung haben, darf es jedenfalls auch in unserem Alltag kein „weiter so“ geben.

Das Interesse an der Klimagerechtigkeitsbewegung ist derweil größer denn je. Tausende Klima-Aktivist*innen von „Ende Gelände" kämpfen mit Blockadeaktionen gegen die klimaschädliche Braunkohleindustrie und die „Fridays for Future“-Bewegung hat es geschafft, Millionen junger Menschen weltweit zu mobilisieren um die Forderungen nach umfassenden, schnellen und effizienten Klimaschutz-Maßnahmen auf die Straße bringen. Die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger*innen handeln jedoch nur zögerlich und es wird versucht, die Streikenden zu kriminalisieren oder zu diskreditieren indem unterstellt wird, die Schüler*innen seien faule Schulschwänzende. Ihre dringenden Anliegen werden offenbar immer noch nicht ernst genommen.

Wir rufen deshalb dazu auf, sich den Protesten der Schüler*innen anzuschließen und den globalen Klimastreik am Freitag, den 20. September 2019 zu unterstützen! #AlleFürsKlima heißt #UngehorsamFürAlle! Um die Klimakrise noch zu stoppen, müssen wir uns dem zerstörerischem Status Quo gemeinsam widersetzen.

radikale linke | berlin - Septemper 2019