Solidarität mit den Angehörigen der Ermordeten in Hanau

In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2020 erschoss ein Faschist in Hanau an zwei Orten neun Menschen, anschließend sich selbst und seine Mutter.

Wenige Stunden nach der Tat sind die deutschen Medien fleißig dabei, die These eines Einzeltäters, eines verwirrten Mannes zu konstruieren. Das die Einzelfalllthese immer für deutsche Täter, und gerade für faschistische Taten gilt, ist nichts neues. In diese generelle Kommunikationsstrategie reihen sich auch die Verharmlosungen ein, die medial vermittelt werden. So schreibt beispielsweise der Spiegel von einer „Gewaltat“. Wir sagen es klar und deutlich: Dies war keine Gewalttat, kein Einzelfall sondern ein faschistischer Angriff.
Das bisher noch nicht gänzlich bekannte Bekennerschreiben voller Hass auf Migrant*innen, alles was der Täter als „nicht deutsch“ identifiziert, Frauenhass und andere „Volksgruppen“, die es „auszulöschen“ gilt.

Ex-Verfassungsschutzchef Maaßen schrieb bereits heute morgen von der fehlerhaften „sozialistischen“ Logik, dass die Täter ja immer rechts, die Opfer immer links seien und dass die Menschen sich doch bitte mal mit der Geschichte von Mao und Stalin auseinandersetzen sollten. Dies offenbart nur noch deutlicher, in welche Richtung ein Teil dieses Staatsapparats weiter gehen möchte: Den offenen Faschismus.

Hanau steht in einer Linie mit den faschistischen Anschlägen und Morden des NSU, dem Mord an Walter Lübcke und dem antisemitischen Attentäter Halle. Dies sind keine Taten von verwirrten oder isolierten Einzeltätern. Faschistische Organisationen und Kleingruppen rüsten sich seit Jahrzehnten auf, Todeslisten, scharfe Schusswaffen, Wehrsportübungen sind davon ein Teil, die dann organisatorisch in Vereinen wie Uniter und Nordkreuz, dem Hannibal-Netzwerk, der Gruppe Freital oder Oldschool Society enden. Einige sind direkt bei den vermeintlichen Sicherheitsbehörden wie Polizei und Staatsschutz, die erst vor wenigen Monaten ein Schreiben mit „NSU 2.0“ an eine Anwältin signierten und drohten ihre Tochter zu ermorden. Erst in der letzten Woche wurde eine weitere faschistische Zelle aufgedeckt.

Ein politisches Klima, voller Rassismus, Konkurrenzkampf, Frauenhass welches von nahezu allen Parteien befeuert wird, ist die Sphäre in denen sich Faschist*innen zum Erfüllungsgehilfen des Staates und seiner Politik machen.

Es zeigt sich erneut, dass wir uns im Kampf gegen Kapitalismus und den Faschismus nicht auf den Staat verlassen können. Dieser Staat ging, geht und wird weiter über Leichen gehen. Dieses Gefühl kennen unsere migrantischen Freund*innen und Genoss*innen nur zu gut. Unseren Selbstschutz können nur wir selber organisieren, von diesem Staat und seinen Helfer*innen haben wir nichts zu erwarten.

Unsere Solidarität gilt den Betroffenen Familien und Freund*innen. Ihnen möchten wir unser Beileid aussprechen und ihnen Kraft senden.


Heute 18:00 Uhr Mahnwache in Hanau auf dem Marktplatz

Für alle in Berlin: 18:00 Uhr Demonstration Hermannplatz

Alle zusammen gegen den Faschismus

radikale linke | berlin – 20. Februar 2020